Der Währungsmarkt ist von zahlreichen Faktoren abhängig, die alle Einfluss auf die verschiedenen Kurse haben. So sind innen- oder außenpolitische Entscheidungen immer auch beeinflussende Faktoren für die Landeswährung. Genauso können Naturkatastrophen oder Terror-Anschläge ein ganzes Land und deren Wirtschaft lähmen, welches oftmals nicht vorhersagbar ist. Andererseits gibt es wiederum zahlreiche Faktoren, die sich alljährlich wiederholen oder stetig wachsenden Einfluss auf bestimmte Kursentwicklungen haben.
Genau solche Faktoren lassen sich analysieren und ihre Einflüsse vorhersagen. Da der Faktor Mensch und andere unstete Faktoren jedoch nicht ganz unbeteiligt an der Kursentwicklung sind, konnte noch keine allgemeingültige Strategie entwickelt werden, die für alle Situationen und Märkte angewandt werden kann. Es folgt ein kleiner Überblick über die gängigsten Theorien, Modelle und Techniken, sowie deren allgemeinen Zusammenhänge.
Alle Fakten zu „Erfolgreich Forex Handeln“ im Überblick:
- Bei der Fundamentalanalyse kann man die Theorie der Kaufparität, das Zahlungsbilanzmodell und das Asset-Marktmodell voneinander unterscheiden.
- Die technische Analyse arbeitet mit Chart-Figuren, Kennzahlen und gleitenden exponentiellen Durchschnitten.
- Risikoaffinitäten und ein gesundes Risikomanagement beeinflussen den Handel.
- Die Handelsstrategie beeinflusst die technische Analyse.
1. Die Fundamentalanalyse: Der detaillierte Überblick
Zur Fundamentalanalyse können drei Theorien oder Modelle als wesentlicher Bestandteil vorgestellt werden. Diese sind die Kaufkraftparität, das Zahlungsbilanzmodell und das Asset-Marktmodell. Die einzelnen Theorien und Modelle haben sich in den letzten Jahrzehnten entwickelt und gelten als Grundwissen und Anhaltspunkt für verschiedene Strategien.
Die Kaufparität ist am einfachsten an einem Teller Spaghetti Carbonare erklärt, welcher einmal in Italien für 10 Euro und in Japan für 1.100 Japanische Yen verkauft wird. Angenommen der Wechselkurs beträgt 1:140, würden die 10 Euro, jedoch 1.400 Japanischen Yen entsprechen. Die Kaufparität geht davon aus, dass sich der Kurs noch in die Richtung 1:110 entwickeln wird und die Währungen bislang über Wert verkauft wurden. Die Kritik an dieser Theorie ist jedoch, dass an dieser Stelle vernachlässigt wird, dass in Italien die Servicegebühren bereits in den Euro enthalten sind. In Deutschland würde der gleiche Teller vermutlich 8 Euro entsprechen, welches wiederum dem Kurs von 1:140 entspricht. In anderen Bereichen würden Zollgebühren, Steuern oder sonstige Fixkosten unberücksichtigt bleiben.
Das Zahlungsbilanzmodell verfolgt die Theorie, dass bei sinkenden Kursen der Export eines Landes automatisch vermehrt und der Import reduziert wird. Sinkt der Währungskurs, werden die Waren automatisch für andere Nationen billiger und der Handel steigt an. Im Gegenzug werden importierte Waren jedoch teurer und der Bedarf an ausländischen Produkten sinkt. Steigen die Währungskurse wieder, beginnt die gegenläufige Entwicklung. So pendelt sich ein Gleichgewicht zwischen Handelsbilanz und Währung ein. Die Kritiken an diesem Modell führten schließlich zum Asset-Marktmodell.
Das Asset-Marktmodell berücksichtigt die Tatsache, dass der Devisenhandel vorwiegend durch den Handel von Finanzanlagen und nicht durch den Handel mit Ware oder Dienstleistung beeinflusst wird. Die Währungskurse korrelieren immer stärker mit den gehandelten Asset-Kursen, weshalb sich laut dieser Theorie vornehmlich daran orientiert werden kann.
Diese drei Theorien sind die grundsätzlichen Richtungen der Fundamentalanalyse. Anhand dessen suchen die Fundamentalanalytiker den Markt nach den entsprechenden Indikatoren ab um laut ihrer Theorien einen Trend vorhersagen zu können. Folgt man beispielsweise der Kaufparität, wird man sich mit den Kaufpreisen bestimmter Märkte auseinandersetzen und Preissenkungen in bestimmten Branchen als Indikator für sinkende Währungskurse werten.
Verfechter der Zahlungsbilanz werden hingegen ein wachsames Auge auf die Veröffentlichungen der Export- und Importzahlen eines Landes oder einer Branche haben. Das Asset-Marktmodell fokussiert den Blick hingegen auf die globalen Börsenspekulationen. So versuchen die Fundamentalanalytiker mit dem Blick auf kleine Details die großen Auswirkungen vorausschauend zu überblicken und Trendwendungen frühzeitig zu erkennen.
Die Fundamentalanalyse bildet den Grundstock in welche Richtung die detaillierten Betrachtungen gehen sollen. Dafür gibt es zum einen die Kaufparität, das Zahlungsbilanzmodell und das Asset-Marktmodell. Die Theorie bestimmt dabei den Fokus auf die jeweiligen Indikatoren.
2. Die technische Analyse: Von Doppeltops und Gann-Zahlen
Ein weiteres Mittel um einen Trend oder Trendwechsel frühzeitig erkennen zu können, ist die technische Analyse. Hier werden verschiedenste Verfahren und Indikatoren angewendet um eine fundierte Aussage treffen zu können. Als Basis wird bei allen Überlegungen das Chart zur visuellen Darstellung der Trendverläufe, Stops und anderer Operatoren genommen. Natürlich muss man sich bei der Chart-Analyse bewusst sein, dass die Faktoren aus der Fundamentalanalyse sich in der technischen Analyse wiederfinden. Hier werden allerdings nur deren Auswirkungen und nicht deren Ursprünge betrachtet. Bildlich gesprochen: Bei der Chart-Analyse werden die Symptome und bei der Fundamentalanalyse die Ursachen betrachtet.
Es gibt ein paar allgemeine Begrifflichkeiten, die bei der Chart-Analyse berücksichtigt werden sollten. So gibt es den Doppeltop oder das Gegenteil, das Doppeltief. Hier befinden sich Wiederstände, durch externe Faktoren hervorgerufen, die einen ungehinderten Trend verhindern und diesen an einer bestimmten Schwelle zurückprallen lassen. Dies ist zum Beispiel jahrelang durch die Schweizer Nationalbank geschehen, die bemüht war einen allzu enormen Anstieg des Schweizer Franken durch einen Mindestwechselkurs zu verhindern. Als weiteres Beispiel bietet die Europäische Zentralbank, die bereits seit Jahren um Inflation bemüht ist und daher beständig Geld in den Markt gibt um den Trend aufzuhalten.
Das Wort Gap kommt aus dem Englischen und bedeutet „Lücke“. Bei dieser Form der Analyse werden bestimmte Piks, also extreme Ausläufer, nicht beachtet und fließen nicht in die weitere Bewertung des Trends mit ein. Ansonsten würden diese Werte die stochastischen Kennzahlen verfälschen, welche für weitere Analysen Verwendung finden. So kommt es dann auch zu besagter Lücke.
Bei den stochastischen Kennzahlen gibt es diverse Ausformungen, die sich auf unterschiedliche Werte mit unterschiedlichen Gewichtungen beziehen. Bei dem Relativen-Stärke-Index, kurz RSI genannt, handelt es sich um eine Verhältniszahl. Hierbei wird die Aufwärtsbewegung zur Abwärtsbewegung über einen bestimmten Zeitraum in ein Verhältnis gesetzt. Der Index nimmt eine Zahl zwischen null und hundert an. Ein Wert über 69 zeigt einen steigenden Kurs aufgrund hoher Nachfrage, während ein Kurs unter 30 für einen fallenden Kurs aufgrund eines hohen Angebotes spricht.
Die Fibonacci-Zahlen gehen auf den italienischen Mathematiker Leonardo Fibanocci aus dem 12 Jahrhundert zurück. Die Fibonacci-Zahlen sind die Summe, der zwei vorherigen Ziffern, also: 4, 7, 11, 18, 29, 47, und so weiter. Beim Forex-Handel werden jedoch keine beliebigen Zahlen, sondern die Vergangenheitswerte in die Betrachtung mit einbezogen. Daraus wird dann der Fibonacci-Level abgeleitet, welches den Anteil der Kursbewegung ausdrücken soll. Die interessanten Levels sind 38,2 Prozent, 50 Prozent und 62,8 Prozent. Hier kann abgelesen werden, ob eine „Korrekturbewegung“ auf der Trendlinie endet, sich abschwächt oder sich beschleunigt.
Die Gann-Zahlen gehen hingegen auf einen US-amerikanischen Aktienhändler namens Gann aus den 1950er Jahren zurück. Die Methode wird auch als Kurs/Zeit-Äquivalent bezeichnet und basiert auf einem komplizierten Verfahren der Winkelmessung um Unterstützungs- und Widerstandsbereiche zu orten. Da das Verfahren an sich nur schwer nachzuvollziehen ist, stößt es auf viel Kritik.
Bei den Bollinger Bands werden drei gleitende Durchschnitte berechnet, wobei das obere Prozentband in einem bestimmten Abstand oberhalb der Trendlinie liegt, ein Prozentband direkt auf der Trendlinie liegt und ein Prozentband befindet sich im gleichen Abstand wie das erste Band unterhalb der Trendlinie. Sollte der Trend nun die obere Prozentbande berühren oder gar durchstoßen, herrscht eine überkaufte, beim durchstoßen der unteren Bande eine überverkaufte Marktsituation.
Bei dem MACD– Verfahren handelt es sich um ein ähnliches Prinzip, denn auch sie basiert auf den gleitenden Durchschnitten. Die MACD-Linie wird aus zwei geglätteten exponentiellen Durchschnitten gebildet, denen unterschiedliche Periodenlängen zugrunde liegen. Die meisten Standardprogramme verwenden hier eine Periode von 12 und eine von 26 Tagen. Die zweite Linie wird als Signal-Linie bezeichnet und stellt ebenfalls einen exponentiell geglätteten Durchschnitt dar, welcher sich auf mehrere Perioden bezieht. Schneidet die Signal-Linie nun die MACD-Linie von unten, liegt ein Kaufsignal vor. Wird die MACD-Linie von der Signal-Linie von oben geschnitten, liegt hingegen ein Verkaufssignal vor.
All die vorgestellten Methoden, Zahlen und Verfahren bilden nur einen kleinen Ausschnitt aus der Welt der technischen Analyse dar. Jede dieser Theorien hat eigene Verfechter, die die Methoden gerne lobpreisen und als Allheilmittel darstellen. Doch jede einzelne dieser Methoden hat Schwächen und darf auf keinen Fall isoliert betrachtet werden. Gerade Anfänger sollten zunächst auf Demokonten die einzelnen Verfahren testen und ausprobieren, welche vorhersagende Wirkung in der Praxis tatsächlich vorliegt.
Bei der technischen Analyse stehen die verschiedensten Methoden und Techniken zur Verfügung. So gibt es stochastische Kennzahlenwerte, wie den RSI, Chart-Signale, wie das Doppeltief oder auch Verfahren, die auf den gleitenden Durchschnitten beruhen, wie die Bollinger Bonds oder das MACD-Verfahren. Jedes hat seine Vor- und Nachteile und darf nicht als alleiniges Entscheidungskriterium betrachtet werden.
3. Wie die Psyche den Handel beeinflusst
Es gibt viele verschiedene Handelsstrategien, die sich vom Grunde her in kurzfristige, mittelfristige und langfristige Strategien unterscheiden lassen. Gemein haben all diese Strategien, dass es keine allgemein gültige Strategie für den kurzfristigen, mittelfristigen oder langfristigen Handel gibt. Anfänger sollten sich zunächst auf den kurzfristigen Handel beschränken und versuchen den Grundsatz des Forex-Marktes zu verstehen. Mit Hilfe halbautomatisierter Strategien, die von vielen Brokern angeboten werden, lassen sich schnell Zusammenhänge erkennen und Wissen aufbauen.
Im Verlauf der nächsten Monate kann das Wissen schließlich in immer weitreichendere Strategien transferiert werden. Je langfristiger eine Strategie angelegt ist, umso unsicherer ist der Trendverlauf. Daher sollten Trader sich im Vorfeld gut überlegen, wie sie im Falle eines Trendwechsels vorgehen, also wann es sich lohnt, das Tief auszusitzen oder wann ein Trend aufgegeben werden muss. Die beste Strategie nutzt nichts, wenn das Risikomanagement vernachlässigt wird. Impulsives Handeln oder Kurzschlussreaktionen können zu immensen Verlusten führen.
Die Psychologie nimmt auch im Forex-Handel einen großen Platz ein. Bereits auf dem Demokonto kann man feststellen, ob man in puncto Finanzen zu den risikoaversen, risikofreudigen oder risikoneutralen Menschen zählt. Sowohl in den Anfängen, als auch als erfahrener Händler kommt es immer wieder zu Kapitalverlusten. Daher sind impulsiv handelnde Trader mit, die bereit sind ein hohes Risiko einzugehen genauso ungeeignet für den professionellen Handel, wie risikoaverse Personen, die zu zögerlich und nur mit viel Bedacht Entscheidungen treffen. Ehe letztere einen Handel tätigen, ist der lukrativste Moment bereits verstrichen.
Ein weiteres Problem ist bereits seit langem aus der Versicherungsbranche bekannt: der Moral Hazard. Nicht nur im Forex-Handel, sondern im spekulativen Geschäft allgemein, kann es aufgrund von vermeintlicher Absicherung durch Hedging-Geschäfte oder durch die Verwaltung von fremdem Kapital zur Inkaufnahme vermeidbarer und unnötiger Risiken kommen. Berühmtestes Beispiel ist Nicholas Leeson, der durch sein riskantes Verhalten den Zusammenbruch der Barings Bank in Großbritannien verursachte.
Gerade beim Geschäft mit Finanzanlagen kommt es immer wieder zu großen Verlusten aufgrund von Selbstüberschätzung oder auch einem fehlenden Verantwortungsbewusstsein. Um ein professionelles Trading durchführen zu können ist eine gewisse Risikoneutralität bei rationalem Verhalten von Nöten.
4. Das Zusammenspiel der Faktoren
Um einen erfolgreichen Handel absolvieren zu können ist es notwendig, alle Faktoren zu berücksichtigen. Nur wenn alles stimmt und der Markt mitspielt, kann aus dem Eröffnen einzelner Positionen eine erfolgreiche Strategie werden. Folgende Grafik sollte die Zusammenhänge verdeutlichen.
Die Daten aus der Fundamentalanalyse haben Auswirkungen auf das Verhalten der Kurse. So hat die Schweizer Nationalbank jahrelang den EUR/CHF gedeckelt. Da man als Händler zwar immer die Augen und Ohren offen halten sollte, um auch auf alle Marktentwicklungen reagieren zu können, dass aber aufgrund der begrenzten Aufnahmefähigkeit von Informationen nicht möglich ist, dienen die Theorien der Fundamentalanalyse als Orientierung.
Mittels technischer Analyse werden Unregelmäßigkeiten in der Trendentwicklung, Wiederstände und Unterstützungen sogleich erkannt und visuell hervorgehoben. So können die Händler mittels Chart-Analysen und selbst gewählten Indikatoren das Trendverhalten frühzeitig erkennen. In Kombination mit der Fundamentalanalyse können die Indikatoren passgenau gewählt werden. Bei unerwarteten Trendentwicklungen kann der Markt gezielt gescannt werden um die Ernsthaftigkeit der Entwicklung einschätzen zu können.
Hier treffen dann auch das Risikomanagement und die Psychologie auf die zu fällende Entscheidung. Die Psychologie des Händlers entscheiden über die Risikoaffinität und die Rationalität in der Entscheidungsfindungsphase. Ein gut durchdachtes Risikomanagement kann hier den Rahmen bilden, indem sich der Händler bewegen darf. Diese Entscheidung beeinflusst wiederum die Handelsstrategie und den Erfolg oder Misserfolg des Handels.
An dieser Stelle muss man jedoch auch noch erwähnen, dass eine Handelsstrategie auch den Blick auf die Technische Analyse beeinflusst. Kurzfristige Handelsstrategien bedürfen anderer Indikatoren und einer anderen Weitsicht als langfristige Handelsstrategien. Zudem ist ein impulsives Verhalten bei kurzfristigen Handelsstrategien ab und an durchaus von Vorteil, während ein Strategiewechsel bei langfristigen Strategien immer gut durchdacht sein muss.
Die Fundamentalanalyse und technische Analyse dienen dazu den Markt zu scannen und die Entwicklung zu prognostizieren. Das Risikomanagement und die Psychologie des Händlers hingegen beeinflusse in starkem Maße die Entscheidungsfindung und bestimmten die Handelsstrategie, welche wiederum die Art der Marktanalyse beeinflusst.
5. Das Fazit: Nicht alle Techniken haben einen Nutzen
Zum Abschluss ist dringend darauf hinzuweisen, dass alle vorgestellten Techniken, Theorien und Modelle keine alleinigen Entscheidungsmerkmale sind und auf keinen Fall eine erfolgreiche Handelsstrategie garantieren können. Sicherlich gibt es Methoden, die dem unsicheren Händler ein paar Hilfestellungen mit an die Hand geben, doch auch die allseits beliebte und überall angebotene MACD ist genauso wenig ein Erfolgsgarant, wie die Bollinger Bands.
Diese Techniken arbeiten mit Vergangenheitswerten und können die komplexen Marktstrukturen nicht in Gänze erfassen. Der Faktor Mensch als größte Unsicherheit spielt auch bei den abstrakten Geschäften, wie dem Forex-Handel eine entscheidende Rolle.