Eine einheitliche Definition von Mini Futures gibt es nicht. Die Deutungshoheit liegt vor allem bei den Emittenten von Zertifikaten, die in Anlehnung an die Funktionsweise der Produkte als Mini Futures verkauft werden. Doch auch an offiziellen Terminbörsen können Privatanleger Mini Futures handeln. Dabei handelt es sich um Kontrakte, deren Spezifikationen an das Budget von Privatanleger angepasst wurden.
Zunächst zur Erklärung der an Terminbörsen gehandelt Mini Futures. Die Terminbörsen legen fest, welchen Gegenwert in Geld ihre Kontrakte auf Indices, Aktien, Rohstoffe usw. aufweisen. Der konventionelle Kontrakt auf den breit gefassten Standard & Poor's 500 Index sieht zum Beispiel einen Kontraktwert von 250 $ pro Indexpunkt vor. Notiert der Index bei 2000 Punkten, ergibt sich daraus ein Kontraktwert von 500.000 $. Die zur Eröffnung einer Position mit einem Kontakt erforderliche Sicherheitsleistung erreicht dann leicht einen fünfstelligen Betrag, sodass die meisten Privatanleger unter Berücksichtigung sinnvoller Positionsgrößenbestimmung vom Handel ausgeschlossen sind.
Jetzt zum Testsieger FxFlat!CFD Service - 81,06% verlieren GeldHebelzertifikate: Mini Futures Definition und Erklärung
Während für das Mini Futures Trading unabhängig von den detaillierten Kontraktspezifikationen ein Zugang zur Terminbörse erforderlich ist, können Mini Futures in der rechtlichen Konstruktion von Turbozertifikaten über jedes Wertpapierdepot gehandelt werden. Voraussetzung ist lediglich die Freischaltung der Risikoklasse 5 und die Finanztermingeschäftsfähigkeit, die mit der Unterschrift unter eine Erklärung zur Kenntnisnahme der Risiken von Hebelprodukten erworben wird. Die Funktionsweise der Zertifikate weist in der Tat Ähnlichkeiten mit dem Futures Handel auf.
Die Zertifikate ermöglichen die Partizipation an steigenden und fallenden Kursen. Da nur ein geringer Teil des Marktwertes des Basiswertes tatsächlich eingesetzt werden muss, profitieren Trader von einer Hebelwirkung, die bis zum Faktor 50:1 reichen kann. Die meisten Turbozertifikate sind mit einem Finanzierungslevel und einer Stop-Loss-Schwelle ausgestattet. Bezieht sich ein Longzertifikat beispielsweise auf den Deutschen Aktienindex (DAX) und notiert dieser bei 9000 Punkten, kann das Zertifikat eine Stop-Loss-Schwelle bei 8900 Punkten und einen Finanzierungslevel bei 8550 Punkten vorsehen.
Der Preis des Zertifikats ergibt sich aus der Differenz zwischen dem Kurs des Basiswertes (9000) unter Finanzierungslevel (8550) und beträgt in diesem Beispiel 450 €. In der Praxis ist zusätzlich ein Bezugsverhältnis (branchenüblich ist eine Splittung im Verhältnis 100:1) sowie eine Geld/Brief-Spanne zu berücksichtigen. Das Zertifikat wird dann zum Beispiel mit 4,49 € zu 4,51 € notiert. Fällt der Basiswert auf die Höhe der Stop-Loss-Schwelle, verfällt das Zertifikat wertlos bzw. wird mit einem Restwert abgerechnet.
Mini Futures handeln: Funktionsweise und Hebelwirkung am Beispiel
Steigt der Basiswert, erhöht sich der Eigenkapitalanteil im Zertifikat um denselben absoluten Wert. Da der Eigenkapitaleinsatz zunächst deutlich unter 100 % lag, ergibt sich daraus die Hebelwirkung. Ein Beispiel: Der DAX steigt auf 9900 Punkte. Das Zertifikat besitzt dann ohne Bezugsverhältnis ein Wert von 1350 €, was einem Zuwachs um 200 % entspricht. Der zwanzigfache Hebel ergibt sich durch den Eigenkapitaleinsatz in Höhe von 5 % und wirkt in beide Richtungen.
Wenn Anleger DAX Futures kaufen fallen Finanzierungskosten in Form einer Preisdifferenz zwischen dem Terminmarktpreis und Kassamarktpreis an. Der Preis des DAX Future liegt abhängig vom Marktzinssatz und der Restlaufzeit einige Punkte über dem Kassakurs. Auch Trader, die Mini Futures handeln, zahlen Finanzierungskosten. Bei den meisten Emittenten wird der Finanzierungslevel an jedem Handelstag um einen minimalen Betrag nach oben angepasst.
Jetzt zum Testsieger FxFlat!CFD Service - 81,06% verlieren GeldAuch bei Zertifikaten fallen Finanzierungskosten an
Die Anpassung der Stop-Loss-Schwelle erfolgt entweder ebenfalls täglich oder in größeren Intervallen. Die Anpassung der Schwelle deckt die Finanzierungskosten des Emittenten ab, der die Position auf Kredit abbildet und sie über das Zertifikategeschäft an Trader weiterreicht. Bei Shortpositionen sind die Finanzierungskosten im Idealfall negativ. Eine einheitliche, für die gesamte Emittentenbranche gültige Definition für die Konstruktion von Mini Futures gibt es bislang nicht. Trader sollten im Mini Futures Broker Vergleich die exakte Zusammensetzung der Zertifikate beachten. Bezieht sich ein Zertifikat selbst auf Terminkontrakte, sind – da die Emittenten zumeist Endloskontrakte anbieten – Rollvorgänge erforderlich. Diese führen bei Zertifikaten auf Finanzfutures nahezu immer zu positiven Kosten. Trader die Zertifikate auf Rohstoffe wie zum Beispiel Öl Futures handeln, können mitunter auch von negativen Rollkosten profitieren.
Keine Nachschusspflicht, aber Emittentenrisiko und höhere Kosten
Der Handel mit Zertifikaten bietet im Vergleich zum Terminhandel einige Vorteile, ist aber auch mit handfesten Nachteilen verbunden. Zu den größten Vorteilen zählt sicherlich der Ausschluss jeglicher Nachschussrisiken. Der Wert eines Zertifikats kann nie unter null fallen, die Verluste somit den geleisteten Einsatz unter keinen Umständen überschreiten. Im Terminhandel ist dies durchaus möglich – insbesondere wenn Positionen für einen längeren Zeitraum und auch über Wochenenden hinweg gehalten werden.
Die Zertifikate sind rechtlich betrachtet allerdings gewöhnliche Inhaberschuldverschreibungen. Kann der Emittent seinen Verpflichtungen nicht nachkommen, kommt es zum Zahlungsausfall. Die meisten Schuldverschreibungen fließen sogar nachrangig in die allgemeine Insolvenzmasse ein. Besonders relevant ist dies für Anleger, die bestimmte Rohstoffe unter dem Aspekt von Krisenszenarien handeln. So schützen Zertifikate auf Gold vermutlich nicht vor extremen Krisen.
Vor allem wenn größere Volumina gehandelt werden kann der Handel mit Zertifikaten deutlich teurer sein als der Handel mit Futures an einer Terminbörse. Erstens schlägt bei häufigem Handel die Geld/Briefspanne oft stark zu Buche. Zweitens können auch die Gebühren recht hoch sein. Anleger sollten deshalb im Futures Broker Test jene Anbieter bevorzugen, die mit interessanten Emittenten enge Kooperationen pflegen und häufig Sonderpreisaktionen im außerbörslichen Handel anbieten.