Warum ETF einen Börsencrash auslösen können – Der starke Wertverlust von ETFs am 14.08.2015!

Zuletzt aktualisiert & geprüft: 22.11.2020


Mehr als zehn Jahre sind mittlerweile seit dem letzten Bärenmarkt vergangen, ausgelöst durch die Weltfinanzkrise (2008 bis 2009). Seither steigen die Aktienkurse insgesamt beständig. Doch wie lange hält diese Hausse noch an?

Denn immer öfter kommt es zu erheblichen Kursschwankungen, die die Anleger nervös werden lassen. Hinzu kommen zahlreiche weltpolitische Brandherde, etwa Revolutionen im Nahen Osten, der Bürgerkrieg in Syrien, Flüchtlingsströme nach Europa oder die ungewisse Lage Großbritanniens innerhalb der Europäischen Union. Stichwort: Brexit. All diese Themen sorgen nicht zwingend dafür, dass Anleger unendliches Vertrauen in ihre Geldanlagen auf den Finanzmärkten haben. Und die aktuelle Weltlage verschärft die Angst um einen Börsencrash.

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Warum ETFs einen Börsencrash auslösen können

Selbst ETFs, die jahrelang zu den Favoriten privater Anleger gehört haben, wackeln immer mehr. Ein Blick zurück in den August des Jahres 2015 liefert ein Indiz, warum dies so ist. Am Vormittag des 24. Augusts musste die New Yorker Börsenleitung den Handel mit zahlreichen Aktien für einige Zeit aussetzen, nachdem wirtschaftliche Spannungen in China zu einem Verlust des Dow Jones in Höhe von über 1.000 Punkten geführt haben – und das innerhalb weniger Minuten. Die Wall Street war längst nicht die einzige Internationale Börse, die von dieser Entwicklung betroffen war. In der Folge versuchten zahlreiche Anleger, ihr Geld in Sicherheit zu bringen.

Interessant dabei zu beobachten war, dass hauptsächlich ETFs einen starken Wertverlust verzeichneten und dieser deutlich intensiver ausfiel als bei den Aktien, die diese börsengehandelten Indexfonds abbilden. Selbst bei ETFs, die auf ein und demselben Index basierten, war am Ende des Tages eine unterschiedliche Kursentwicklung zu beobachten. Seither fragen sich immer mehr Anleger: „Wie wahrscheinlich ist ein Börsencrash durch ETF?“. Immerhin zeigt das Beispiel aus dem August 2015, dass ein Zusammenhang zwischen ETFs und den teilweise erheblichen Kurseinbrüchen bestehen muss. Gleichzeitig beharren ETF-Branchenvertreter jedoch bis heute darauf, dass die Schuld vor allem bei der veralteten Technik der New Yorker Börse zu suchen sei.

Warum ETF einen Börsencrash auslösen können

Warum ETFs einen Börsencrash auslösen können, zeigt sich auch an einem anderen Beispiel. Immerhin ist es so, dass mittlerweile über 4,6 Billionen US-Dollar in ETFs investiert sind. Das ist mehr als zehnmal so viel als noch im Jahr 2005 und stellt einen Beweis für das rasant steigende Interesse der Anlegerschaft an dieser Investitionsform dar. Im Vergleich zum Vermögen, das direkt in Aktien oder aktiv gemanagte Fonds investiert ist, sind die 4,6 ETF-Billionen zwar nur ein äußerst geringer Anteil – aber möglicherweise bereits genug, um einen Lawineneffekt in Gang zu setzen.

Können ETF einen Börsencrash auslösen, wenn alle Anleger sich zur gleichen Zeit von ihren Investments trennen würden? Immerhin würde dies zu spürbaren Kursverlusten der Einzelaktien führen, weil plötzlich ein erhebliches Überangebot am Markt vorhanden ist.

Kritiker sagen, dass auf diese Art und Weise ein Börsencrash durch ETFs ausgelöst werden kann. Die Kursverluste würden auch andere Anleger, die direkt in Einzelaktien investieren, dazu bewegen, sich von diesen zu trennen. Dies würde den Effekt nochmals deutlich verstärken. Die bereits angesprochenen Kritiker geben darüber hinaus zu bedenken, dass es vor allem Privatanleger sind, die in ETFs investieren.

Diese reagieren in Krisenzeiten gewohnheitsgemäß panisch und versuchen, ihr Geld durch schnelle Verkäufe weitestgehend in Sicherheit zu bringen. Außerdem könnten insbesondere Großinvestoren wie Hedgefonds, die mit geliehenem Geld arbeiten, andere Vermögenswerte verkaufen, um die Verluste der ETFs auszugleichen. So wirkt sich deren Absturz aktiv auch auf andere Märkte aus, wenn dort eine Verkaufswelle in Gang gesetzt wird.

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Börsencrash durch ETF – wie wahrscheinlich ist dieses Szenario?

Abschließend muss allerdings auch die andere Seite der Medaille betrachtet werden. Denn nicht nur der Internationale Währungsfonds (IWF) oder die US-Notenbank warnen vor den grundsätzlichen Risiken, die mit börsengehandelten Indexfonds einhergehen. ETF-Kritiker entstammen hauptsächlich einer Gruppe von Menschen, die in direkter Konkurrenz zu ETFs steht: den aktiven Fondsmanagern. Da ETFs gegenüber diesen einen entscheidenden Kostenvorteil bieten, haben sie sich in den vergangenen Jahren gerade bei Privatanleger zur beliebten Alternativ zu aktiv gemanagten Fonds entwickelt.

Warum ETFs einen Börsencrash auslösen können, lässt sich historisch zudem nicht eindeutig belegen. Der erste Indexfonds für Privatanleger wurde im Jahr 1976 durch Vanguard aufgelegt. Anschließend kam es beispielsweise durch das Platzen der Tech-Blase um die Jahrtausendwende sowie die Weltfinanzkrise ab 2008 zu nennenswerten Bärenmärkten – eine direkte Verbindung zum Aufkommen von ETFs lässt sich jedoch nur schwerlich feststellen.

Börsencrash durch ETF

Der Vermögensanteil von Indexfonds ist in all diesen Jahren beständig gestiegen. Zudem kam es in den Jahren und Jahrzehnten vor Auflage des ersten Indexfonds ebenfalls – und sogar deutlich häufiger – zu nennenswerten Bärenmärkten. Man denke nur an die Weltwirtschaftskrise 1929 oder das arabische Öl-Embargo gegen den Westen im Jahr 1974 zurück. Die Panik, die damals unter den Investoren ausgelöst wurde, lässt sich nicht auf ETFs zurückführen.

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